12 Gründe warum MedTech-Hersteller auf Gerätedaten setzen sollten

Während sich in der Gesundheitsbranche alles um das enorme Potenzial von Patientendaten dreht, stellen sich immer mehr MedTech-Hersteller von medizinischen Geräten die Frage:

Wie kann ich als MedTech-Hersteller das enorme Potenzial von Patientendaten für mich nutzen?

Die Antwort fällt in den meisten Fällen ernüchternd aus: Langfristig lässt sich als Hersteller mit diesen Daten kein Geld verdienen. Zwar müssen die meisten medizinischen Geräte technologisch in der Lage sein diese Daten bereitzustellen, um in Zukunft am Markt erfolgreich zu sein. Die dafür benötigte Schnittstellentechnologie, welche heute noch als Differenzierungsmerkmal (USP) gilt, wird jedoch in wenigen Jahren zum Standard werden. Sowohl das ökonomische Potenzial von Patientendaten für Gerätehersteller als auch der Zeitraum, in dem mit diesem Thema (als USP) Geld verdient werden kann, sind begrenzt. Patientendaten eignen sich für Gerätehersteller folglich nicht als digitale Ressource der Zukunft.

Um als Hersteller langfristig von der digitalen Transformation zu profitieren, wird nach neuen Strategien und anderen Daten gesucht, mit denen in Zukunft Mehrwert generiert werden kann. Der Schlüssel zum Erfolg für Medizintechnikhersteller sowie für Hersteller von Diagnose- und Analysegeräten ist die Generierung und Inwertsetzung von Gerätedaten. Sie stellen eine bisher kaum beachtete digitale Ressource mit wesentlich größerem ökonomischen Potenzial und ohne zeitliche Beschränkung für dessen Ausbeutung dar.

Wie die Grafik zeigt, bieten Gerätedaten großes Potenzial zur Entwicklung von neuen digitalen Features. Mit diesen können Differenzierungsmerkmale erarbeitet, die Produktqualität, -sicherheit und -attraktivität gesteigert und die Kosten für Service und Wartung gesenkt werden. Diese Vorteile können sowohl mit medizinischen Geräten für den Praxis- und Homecarebereich als auch mit Geräten für Krankenhäuser realisiert werden. Ähnliche Effekte sind bei Diagnosegeräten und Labortechnik aufgrund vergleichbarer Anforderungen hinsichtlich Qualität und Sicherheit zu erwarten.

Vorteile für Praxen und Homecare

  1. Neue Abrechnungsmodelle
    Exakte Informationen über Dauer und Art der Nutzung ermöglichen neue Abrechnungsmodelle wie Pay-per-use. Eine Funktion, die besonders für kleinere Kunden von Interesse ist.
  2. Anwenderschulungen z.B. mit Gerätesimulation
    Via gesichertem Fernzugriff verbindet sich ein Trainer des Herstellers direkt mit dem entsprechendem Gerät zur Durchführung einer Anwenderschulung. Die Anzahl aufwendiger vor-Ort Einsätze wird folglich reduziert. Gleichzeitig eröffnet sich dem Hersteller ein neuer, direkter Kanal zu seinen Kunden.
  3. Automatisierte Lieferkette
    Geräte dokumentieren automatisch die Anzahl verwendeter Verbrauchsgüter. In Verbindung mit neuen E-Commerce Plattformen werden benötigte Verbrauchsgüter schnell und einfach, bestenfalls automatisch, nachbestellt.

Vorteile für Krankenhäuser

  1. In- und Outdoor Lokalisation
    Medizinische Geräte sind für technisches und medizinisches Personal schneller und einfacher auffindbar. Weniger Geräte gehen verloren.
  2. Vorbeugende Instandhaltung
    Kenntnisse über den genauen Zustand einzelner Bauteile in einem Gerät ermöglichen Wartung und Austausch betroffener Bauteile bevor ein Gerät ausfällt.
  3. Verringerung von Ausfallzeiten
    Vorbeugende Instandhaltung, Fernwartung oder datenbasiertes Auslastungsmanagement reduzieren insgesamt die Ausfallzeit medizinischer Geräte. Das spart Kosten, steigert Qualität und Attraktivität und erhöht das Vertrauen der Anwender.
  4. Datenbasiertes Auslastungsmanagement
    Detaillierte Informationen über die Auslastung aller Geräte in einem Krankenhaus ermöglichen dem Management den bedarfsgerechteren und damit kosteneffizienteren Einsatz und Einkauf medizinischer Geräte.

Vorteile für Hersteller

  1. Qualitätssteigerung im Service durch Fehlerdaten und Video-Assisted-Service
    Device-History-Records aller angebundenen Geräte ermöglichen mittels Analyse großer Datenmengen die Identifikation neuer Schwachstellen und deren Behebung vor Eintritt eines Fehlers. Mit Hilfe des neuen Video-Assisted-Service wird Servicetechnikern ein Tool zur Verfügung gestellt, welches mittels erweiterter Video-Telefonie ein Live-Video des betroffenen Geräts zur Verfügung stellt. Dies bietet eine fundierte Entscheidungsgrundlage für eine effiziente Lösungsfindung.
  2. Erhöhte Sicherheit durch autom. Fehlererkennung & -übermittlung
    Automatisierte Fehlererkennung, -charakterisierung und -übermittlung ermöglichen ein schnelleres Eingreifen und verringert das Risiko unentdeckter Fehler.
  3. Effizienterer Service durch Ferndiagnose/ -update
    Servicetechniker erhalten neue Möglichkeiten, um defekte Geräte aus der Ferne zu analysieren und zu reparieren. Updates werden per Knopfdruck auf die gesamte Geräte-Flotte ausgerollt. Beide Aspekte steigern die Kosteneffizienz des Service.
  4. Automatisierte Datengenerierung für aktive Post-Market-Surveillance (§ 83 MDR)
    Kontinuierliches Monitoring inkl. automatisierter Fehlererkennung und -übermittlung tragen zur Erfüllung der Post-Market-Surveillance Anforderungen der MDR bei.
  5. Sammeln von Daten für klinische Bewertung (MDR)
    Gerätedaten aller angebundenen Geräte unterstützen die Durchführung der von der MDR geforderten klinischen Bewertung.

In Anbetracht der beschriebenen Potenziale von Patientendaten vs. Gerätedaten lohnt es sich für MedTech-Hersteller den Fokus auf die Entwicklung von Lösungen zur Generierung von Gerätedaten zu richten. Wobei diese Lösungen auch für die Übertragung von Patientendaten genutzt werden können – also eine Win-Win Situation für Hersteller und Anwender!

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt mit einer langfristig ausgerichteten Strategie, die sowohl Patienten- als auch Gerätedaten berücksichtigt, die technologische Grundlage zur Teilhabe am digitalen Wandel zu schaffen. So sichern Sie in einem immer stärker digitalisierten Wettbewerb Ihren langfrisitgen Erfolg.

Autoren: Daniel Ziegelmayer, Dr. Christoph Beck

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